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To Shakespeare with Love

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shakespeare-the-tempest21.jpgMeine Liebe zu England, habe ich mich oft gefragt, woher kommt sie und was drückt sich in ihr aus? Dieses sehnsüchtige Gefühl und die Euphorie, verbunden mit der immensen Vorfreude eines bevorstehenden Besuches? All das ist nicht wirklich erklärbar oder begründbar. Man liebt das rote Haar der Geliebten und die Sommersprossen in ihrem Gesicht. Man liebt nicht den Korpus und die Seele eines Landes. Die Dinge, die wir mögen und die Menschen, die wir lieben, sie sind stets körperlich präsent und seelisch fassbar. Ihre Wirkungen sind unmittelbar und versetzen uns in Zustände akuter Erregung. Die Gedanken an und die Sehnsüchte nach England sind nicht durch katalysatorische Wirkungen wie die von Gegenständen oder lebenden Personen entstanden. Das Land ist weit weg und Nachrichten, die mich daraus erreichen, sind meist tagesaktueller Natur und von kleinem Belang. Was ist es also, was zu mir durch England spricht, abgesehen von dem Genuß seiner belletristischen Literatur, der Prominenz seiner Lyriker, der U-Musik, den Dokumentationen seiner Geschichte, den Biographien seiner Repräsentanten, den Unterhaltungsserien -und genres? Was ist und bleibt so wirkungsreich in mir, als der Stachel meines Begehrens? Über all die Jahre hindurch?

England ist in einer Sippenhaft gefangen und ich bin ein Mitglied dieser Sippe. England ist die Geisel seines größten Geistes: William Shakespeare. Er sei der mächtigste Schöpfer irdischer Dinge, direkt nach Gott, so hat es einmal jemand formuliert. Wenn ich nicht an Gott glaube, dann hat es vielleicht damit zu tun, dass Shakespeare Größeres schuf und damit den Schöpfungswillen eines Gottes in den Schatten stellt. Über England liegt die Wolke einer religiösen Verzückung und die Ehre, die es seinem größten Sohn erbietet, ist fassbarer als die Kenntnisse seines Schicksals. Wir sind Entführungsopfer seines Geistes. Eines Geistes, der uns in den Zeiten der Verzweiflung, der Ungeduld und der Gewöhnlichkeit eine Fackel der Erleuchtung reicht. Sein Geist erscheint uns am Ende unserer Grüblereien und unserer Erkenntniswut und gibt uns einen Begriff von dem, was unsere Gedanken quält: Was denn göttlich ist und weltlich, was Staatsverfassungen gebärt, was Liebeleien und Tändeleien mit unserer Psyche anstellen, was Rache und Geschlechterkampf, Geburt und Todessehnsucht, was sittliche Würde  begründet und sittliche Verantwortung.

Shakespeare hat die profunden Dinge des Lebens in ätherische Sprache gemeißelt. Eine Sprache, die auch heute verständlich zu uns spricht, uns rührt und aufwühlt. An den Lippen dieser Sprache hängen wir wie Kinder, denen man das große Narrativ des Lebens und des Sterbens erzählt. Eine Sprache, die uns wie Marionetten tanzen lässt und durch die wir uns vergewissern können, warum der Tod, die Liebe und der Hass, der Verrat und die Intrige, die Verzweiflung und die Trauer, die Abgründe der Sinnlichkeit und die Abgründe der Sinnlosigkeit, warum all dies  uns zu Menschen macht. All diese ursprünglichen Dinge, diese Gründe des Seins, die am Tropf seiner Schöpfungsmythologien hängen und uns in emotionale Delirien stürzen lassen. Wir,  die den Weg zum Seelenheil in kulturellen Selbstbeschreibungen suchen und sich in Shakespeares Werk modern gespiegelt sehen. Es sind diese Letztbegründungen unserer Existenz, die durch seine magischen Hände gleiten und zur sittlichen Erbauung aufgeführt werden, wie auf dem Tablett serviert und durch ihn in uns ganz aufgehoben. Tabula rasa.

In Shakespeares Versen ist nachzulesen, warum und wie und wen wir lieben. Warum wir hassen und uns zur Ausübung dieses Hasses verleiten lassen. Warum Wut und Furor alles in vernichtend-blutrünstige Ströme verwandelt, wo zuvor gemächliche Rinnsale von Freundesbanden flossen (Macbeth). Warum der Verrat zu den Staatsgeschäften gehört. Die Intrige Hochzeit hat. Warum die Sorge um die Vererbung einer Reichsherrschaft das Vertrauen schändet und das Ränkespiel zur moralischen Bankrotterklärung führt ( King Lear). Wie ein Tyrann zu Fall kommt, wenn er die Zeichen der Idolatrie nicht erkennt und nur noch Popanz des Bildes eines guten Königs ist. Der sich gottgleich fühlt und aufführt, obwohl seine Inthronisation nicht Gott geschuldet ist (Richard II.) Wie melancholische Introspektion und Zaudern und das Hadern mit dem Schicksal den Impetus der Tat im Keim ersticken. Und das Rachegelüst zu Spiel und Tanz von zynischen Gedanken und  tönernen Wortgebärden verkommt (Hamlet). Wie Lebenslust und anarchisches Treiben in Hanswurstspielen sich berauscht, wie Heiterkeit und Schalk der Staatsraison ihr Schnippchen schlagen und den guten Sitten und dem heuchlerischen Anstandston der Spott entgegenschallt (Sir John Falstaff in Henry IV.)

Das England von Heute ist das England des Immer. Es ist die Nation von William Shakespeare, dem Usurpator unserer Empfindungen. England ist im ästhetischen Genießen seiner Verse steckengeblieben wie ein Kind in einer Traumfabrik von Süßigkeiten. Jedoch träumt es modern, da Modernität keine Frage nur der historischen Zeitgenossenschaft ist. England hat in Shakespeare den Zeugen dafür, dass Modermität nicht nur das ist, was heute ist und gültig. England potenziert seinen insularen Charakter durch den Status Quo der Bilder, die es von sich hat. Bilder der Wiege der westlichen Demokratie. Bilder seiner parlamentarischen Traditionen, in denen Demokraten aller Jahrhunderte sich heimisch fühlen können. Auch wenn die Talare und die Perücken so  modisch grotesk daherkommen, genauso wie das politisch Gute zeitlos daherkommt. Die Welt ist eingeteilt in das Vor und das Danach Shakespeares. Er repräsentiert das “Ende der Kunst”, im Sinne Hegels. Dass nämlich die dramatische Kunst immer noch betrieben wird, sie sich jedoch mit Shakespeare in England und der Welt vollendet hat. Nichts Neues mehr. Alles ist beliebig und nichts mehr wirklich relevant. Hegel sagt: “Die eigentümliche Art der Kunstproduktion und ihrer Werke füllt unser höchstes Bedürfnis nicht mehr aus; wir sind darüber hinaus, Werke der Kunst göttlich verehren und sie anbeten zu können.” Shakespeare ist davon die Ausnahme. Ich liebe England, weil er der Körper und die Seele Englands ist und seine Heimat.


Einsortiert unter:Literatur Tagged: Das Ende der Kunst, England, Georg Willhelm Friedrich Hegel, Hamlet, Henry IV., King Lear, Macbeth, Richard II., Sir John Falstaff, William Shakespeare

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